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Branchenindex 2019: Gehaltsunterschiede von bis zu 60 Prozent

Kategorie: Gehaltsanalysen
15.02.2019
Branchenindex-2019

Bei der Bestimmung des Gehalts sind viele Parameter von Bedeutung. Berufserfahrung, Unternehmensgröße und der Standort sind hier wichtige Faktoren, aber wie wirkt sich die Branche auf das Einkommen aus? Und in welchen Wirtschaftszweigen zahlen Unternehmen im Vergleich zum Durchschnitt besonders gut?

Unsere Analysten von Compensation Partner haben 127.638 Daten untersucht und daraus den neuen Branchenindex 2019 erstellt. Diese Daten stammen von Beschäftigten aus branchenübergreifenden Berufen, dazu gehören unter anderem die Personalleitung, Geschäftsführung oder die System- und Netzwerkadministration.

In welcher Branche verdienen Beschäftigte am meisten?

Auch in diesem Jahr sind die Gehälter im Maschinenbau unter allen Branchen am höchsten. Beschäftigte erhalten hier ein Einkommen, das 27 Prozent höher ist als der Branchendurchschnitt (Durchschnittsgehalt über alle Branchen hinweg). Das liegt vor allem an der kapitalstarken Automobilindustrie, die als eines der Hauptstandbeine der deutschen Wirtschaft gilt.

Die Gehälter in den Bereichen Halbleiter und Software liegen mit jeweils 25 Prozent und 24,1 Prozent ebenfalls deutlich über dem Branchen-Durchschnittseinkommen. Auch in der Biotechnologie (24 Prozent) und im Bankenwesen (22 Prozent) erhalten Beschäftigte eine überdurchschnittlich hohe Vergütung.

„In Top-Branchen herrscht ein kontinuierlicher Fachkräftemangel – um qualifizierte Angestellte  an ihr Unternehmen zu binden und sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, müssen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber für ihre offenen Stellen hohe Gehälter zahlen“, Tim Böger, Geschäftsführer von Compensation Partner.

Branche Gehaltsniveau im Vergleich zum Durchschnitt (100%)
Maschinenbau 27,10%
Halbleiter 25,00%
Software 24,10%
Biotechnologie 23,90%
Banken 22,20%

Zeitarbeitsfirmen und Call Center zahlen vergleichsweise niedrige Gehälter

Das Gehaltniveau mancher Branchen kann sich negativ auf das Einkommen auswirken. So ist zum Beispiel die Vergütung in Krankenhäusern unterdurchschnittlich, denn Beschäftigte erhalten hier 16 Prozent weniger Gehalt als der Durchschnitt. Auch in Zeitarbeitsfirmenbefinden sich die Löhne deutlich unter dem üblichen Niveau; Angestellte beziehen hier 20 Prozent weniger Einkommen. Am weitesten abgeschlagen liegen die Gehälter im Callcenter-Bereich. Hier erhalten Angestellte rund 33 Prozent weniger Einkommen als  der Durchschnitt der Beschäftigten über alle Branchen hinweg.

Branche Gehaltsniveau im Vergleich zum Durchschnitt (100%)
Sonstige Dienstleistungen -15,10%
Hotels & Gaststätten -15,40%
Krankenhäuser -16,10%
Zeitarbeit -20,20%
Callcenter -32,70%

Branchen, die das Gehalt kaum beeinflussen

Die Textil- und Bekleidungsindustrie liegt nahezu im Durchschnitt. Die Abweichung beträgt hier nur 1,2 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit Forschungsinstituten (1,4 Prozent) und der Immobilienbranche (-1,1 Prozent). Beschäftigte, die innerhalb dieser Bereiche wechseln möchten, sollten dies nicht aus finanziellen Gründen tun, sondern aus persönlichem Interesse.

Hier ein Beispiel, um den Brancheneinfluss deutlich zu machen: Wenn ein/e Personalleiter/-in in der Textilindustrie (1,2 Prozent) ein Gehalt von 70.500 Euro verdient, so würde er oder sie in der gleichen Position im Maschinenbau (27,1 Prozent) 88.760 Euro und im Call Center (-32,7 Prozent) 48.293 Euro erhalten.

Branche Gehaltsniveau im Vergleich zum Durchschnitt (100%)
Forschungsinstitute 1,40%
Bekleidung und Textil 1,20%
Immobilien -1,10%
Ingenieurbüro -1,10%
Lebensmittel / Nahrung -1,20%

Wann sich der Wechsel lohnt

Der Wechsel in eine lukrativere Branche bei gleicher Berufsbezeichnung kann das Gehalt um bis zu 60 Prozent erhöhen. So viel beträgt der Gehaltsunterschied beispielsweise bei einem Wechsel von dem Callcenter-Bereich in die Maschinenbaubranche. Der Sprung in eine Branche mit niedrigerem Lohnniveau ist finanziell also nur sinnvoll, wenn zum Beispiel ein besseres Gehalt verhandelt wurde oder ein beruflicher Aufstieg in eine höhere Position erfolgt. Für Unternehmen gilt dagegen: Wer branchenübergreifend sucht und vakante Stellen besetzen möchte, sollte nicht unbedingt bei der Maschinenbauindustrie anfangen. 

Beim Wechsel sollte außerdem beachtet werden, dass Einstellungskriterien in schwächer vergüteten Bereichen recht niedrig sind und in den Top-Branchen hingegen hohe Bildungsabschlüsse erwartet werden. Das liegt an den zum Teil komplexeren Stellenanforderungen, wodurch sich die höhere Vergütung ebenfalls begründen lässt.

Mitarbeitergewinnung in Zeiten des Fachkräftemangels

Trotz attraktiver Gehälter bleiben jedoch viele Stellen unbesetzt und der Fachkräftemangel betrifft aktuell immer mehr Branchen. So ist der Bedarf laut Bundesagentur für Arbeit im letzten Jahr besonders für Berufsgruppen im Bau, aber auch in der Ver- und Entsorgung sowie in der Softwareentwicklung gestiegen. In einer Umfrage des PwC Maschinenbau-Barometers unter den Führungskräften der Branche, stellt der Fachkräftemangel für 82 Prozent der Befragten das größte Wachstumshindernis für diesen Sektor dar. Ähnlich verhält es sich in der Softwarebranche und in der Biotechnologie.

Wie können Unternehmen trotz Fachkräftemangel ihre offenen Stellen besetzen?

Um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen sind hohe Gehälter längst nicht mehr das einzige Lockmittel für Unternehmen. Anreize für Arbeitssuchende in nicht-monetärer Form sind besonders für Firmen mit limitierten Personalbudgets von Vorteil. Die Liste von attraktiven Benefits reicht von Yoga-Kursen, Sportangeboten, Obstsnacks, Firmenwagen sowie -fahrrädern, bis hin zu kostenloser Kinderbetreuung und Homeoffice.

Eine Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half hat ergebenen, dass sich die meisten Fachkräfte flexible Arbeitszeiten, eine komprimierte Arbeitswoche und die Option für Homeoffice wünschen. Dieser Drang nach mehr eigenbestimmter Zeiteinteilung stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen, da sich damit die Art und Weise ändert, wie Aufgaben verteilt werden. Langfristig sichern Arbeitgeber damit aber die Zufriedenheit ihrer Fach- und Führungskräfte.

Den vollständigen Branchenindex können Sie hier downloaden: https://cdn.personalmarkt.de/cms/Branchenindex-2019.pdf

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