Trotz leicht schwächerem Wirtschaftsklima und der Zunahme alternativer Mobilitätskonzepte sind Firmenwagen nach wie vor ein fester und konstanter Bestandteil der deutschen Arbeitskultur. Rund 12 Prozent der Beschäftigten hierzulande nutzen laut Firmenwagenmonitor 2019 einen Dienstwagen.
Neben dieser Erkenntnis hat unsere Studie auch weitere interessante Ergebnisse rund um die Verbreitung von Firmenwagen in Deutschland hervorgebracht: So zeigen wir unter anderem, in welchen Branchen Dienstwagen besonders üblich sind, welchen Einfluss Firmengröße und Gehaltsklasse auf die Verbreitung haben und ob es in Sachen Firmenwagen Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt.
Bei der empirischen Untersuchung, die dem Firmenwagenmonitor 2019 von Compensation Partner zugrunde liegt, haben wir die Daten von 181.924 Arbeitsverhältnissen berücksichtigt. Bei rund 60 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer handelt es sich um männliche und bei knapp 40 Prozent um weibliche Beschäftigte; 92,7 Prozent der Datensätze stammen von Fach- und 7,3 Prozent von Führungskräften.
Im Großhandel fährt mehr als jeder vierte Beschäftigte (25,7 Prozent) einen Firmenwagen und auch in der Konsum- und Gebrauchsgüterbranche (23,7 Prozent) sowie im Baugewerbe (22,7 Prozent) sind es nur unwesentlich weniger. Der Grund liegt nahe: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller drei Branchen sind berufsbedingt häufig auf Deutschlands Straßen unterwegs – entweder auf dem Weg zu Handelspartnern oder zur aktuellen Baustelle. Für diese mobilen Einsätze stellen Arbeitgeber häufig das entsprechende Fahrzeug zur Verfügung. Extrem selten gibt es Firmenwagen hingegen in Krankenhäusern (1,2 Prozent) sowie in der öffentlichen Verwaltung und bei Behörden (1,7 Prozent). Hier wird meistens nur der Führungsspitze ein Gefährt zur Verfügung gestellt.
Bei der Betrachtung des durchschnittlichen Bruttolistenpreises der in den einzelnen Branchen genutzten Dienstwagen, stechen ganz andere Bereiche hervor. Am teuersten sind die Fahrzeuge in der Automobilindustrie (im Schnitt 46.922 Euro) und im Bankensektor (46.913 Euro). Hier müssen Firmenwagen Fahrer und Fahrerinnen nicht nur von A nach B bringen, hier geht es vor allem auch um Repräsentation – das Auto ist gleichzeitig Statussymbol bzw. Aushängeschild des eigenen Unternehmens. Auf der anderen Seite des Spektrums finden sich soziale Einrichtungen (23.736 Euro) und Kulturbetriebe (28.636 Euro), die im Schnitt mit eher günstigen sowie pragmatischen Marken und Modellen vorlieb nehmen müssen.
In keinem anderen Unternehmensbereich gibt es prozentual derartig viele Dienstwagen wie im Vertrieb – sowohl bei den Fach- als auch bei den Führungskräften. Während unter den dortigen Fachkräften gut jeder Fünfte (20,8 Prozent) einen Firmenwagen fährt, sind es bei den Führungskräften sogar fast zwei Drittel (63,1 Prozent). Unter den Fachkräften folgen mit weitem Abstand die Beschäftigten aus dem Technikbereich und aus der IT: 13 bzw. 10 Prozent bekommen vom Arbeitgeber einen fahrbaren Untersatz gestellt.
Anders bei den Beschäftigten mit Personalverantwortung: Hier belegen mit 50,3 Prozent die Marketingführungskräfte und mit 46,1 Prozent leitende Techniker die Plätze zwei und drei. Vergleichsweise selten in den Genuss eines Firmenwagens kommen hingegen Fachkräfte aus dem Bereich „Steuern & Recht“ (3,6 Prozent) sowie Führungskräfte aus dem Qualitätswesen (32,7 Prozent).
Anders sieht es beim durchschnittlichen Wert der Firmenwagen aus: Marketingfachkräfte (39.479 Euro) liegen hier knapp vor Vertriebsfachkräften (39.459 Euro). Vergleichsweise günstige Fahrzeuge fahren Fachkräfte aus Produktion und Handwerk (30.343 Euro). Bei den Führungskräften werden Marketingbeschäftigte (54.792 Euro) allerdings noch von Angestellten aus dem Bereich „Steuern & Recht“ übertroffen (57.870 Euro). Eher sparsam sind hingegen leitende Angestellte aus dem Personalbereich (46.650 Euro).
Bei der Betrachtung von Fach- und Führungskräften gemeinsam, ergibt sich eine einfache Faustregel: je größer das Unternehmen, desto höher auch die Zahl der Beschäftigten mit Firmenwagen. Fahren in kleinen Unternehmen mit maximal fünf Angestellten nur 6,82 Prozent einen Dienstwagen, sind es in großen Unternehmen mit mehr als 20.000 Beschäftigten 15,5 Prozent.
Eine nahezu parallele Entwicklung zeigt sich auch beim Wert der Firmenwagen: je größer das Unternehmen, desto teurer der Wagen im Schnitt. Bei Fachkräften steigert sich der Preis Schritt für Schritt von einem Durchschnittspreis von 27.277 Euro bei Firmen mit maximal fünf Mitarbeitern bis zu einem Mittelwert von 43.703 Euro bei Unternehmen mit mehr als 20.000 Beschäftigten. Auch bei Führungskräften findet sich der niedrigste Durchschnittspreis bei den kleinsten Firmen mit maximal fünf Beschäftigten (48.557 Euro) und der höchste bei großen Konzernen mit mehr als 20.000 Beschäftigten (56.074 Euro). Dazwischen ist jedoch keine kontinuierliche Entwicklung zu sehen – hier gibt es einzelne Schwankungen.
Die Daten sind eindeutig: Frauen fahren weitaus seltener einen Firmenwagen als Männer – unabhängig vom Karrierelevel. Während zwölf Prozent der männlichen Fachkräfte vom Arbeitgeber ein Fahrzeug gestellt bekommen, sind es bei den weiblichen Fachkräften lediglich 3,5 Prozent. Auch bei den Führungskräften ist der Abstand enorm: Hier fährt fast die Hälfte aller Männer (48,73 Prozent) einen Dienstwagen, aber nicht einmal ein Drittel der Frauen (28,89 Prozent).
Dass die ‚männlichen Dienstwagen‘ in der Regel deutlich teurer sind als die ‚weiblichen‘ – und das sowohl bei Fachkräften (37.181 Euro vs. 28.368 Euro) als auch bei Führungskräften (52.933 Euro vs. 43.460 Euro) – kann mehrere Gründe haben. Zum einen sind Branchen mit teuren Firmenwagen wie die Autoindustrie eher männlich dominiert und in Branchen mit günstigen Fahrzeugen wie dem sozialen Bereich vorrangig Frauen zu finden. Zum anderen legen Männer vermutlich mehr Wert auf das ‚Statussymbol Auto‘ als Frauen – und damit auf preissteigernde Faktoren wie Marke und Ausstattung.
Auch ein Blick auf den Zusammenhang zwischen Gehaltshöhe, Automarke und Preis des Dienstwagens ist lohnend. Mit weitem Abstand an der Spitze des durchschnittlichen Listenpreises aller Firmenwagenmarken liegt Porsche. Die Dienstwagen aus Zuffenhausen kosten im Schnitt mehr als 94.000 Euro. Dementsprechend ist das Durchschnittsgehalt der Fahrerinnen und Fahrer auch deutlich am höchsten: Fast 188.000 Euro im Jahr verdienen Besitzerinnen und Besitzer eines Porsche Dienstwagens. Mit weitem Abstand folgen diejenigen, deren Firmenwagen aus dem Hause BMW kommt. Etwas mehr als 101.000 Euro verdienen diese jährlich und der Listenpreis ihres Fahrzeugs liegt im Schnitt bei fast 52.000 Euro. Ähnlich sieht es bei Audi aus – mit dem Unterschied, dass das Jahresgehalt der Fahrer und Fahrerinnen bei gut 97.000 Euro liegt – und damit knapp 4.000 Euro niedriger.
Die direkte Verbindung zwischen Einkommenshöhe und Listenpreis des Firmenwagens wird durch Mercedes gesprengt. Während die Fahrzeuge dieser Marke im Schnitt die zweitteuersten sind (rund 52.500 Euro), verdienen die entsprechenden Fahrer und Fahrerinnen mit gut 94.500 Euro im Schnitt lediglich am viertmeisten. Faustregel: Der Bruttolistenpreis eines Firmenwagens entspricht grob etwa der Hälfte des Bruttojahreseinkommens.
Es wird spannend: Die bereits eingangs erwähnten neuen Mobilitätskonzepte könnten den Markt verändern. Allerdings scheinen Verbreitung und Nutzung eines eigenen Dienstwagens so stabil und in der deutschen Arbeitskultur so fest verankert, dass ein Wechsel z. B. zu Carsharing-Modellen im großen Stil wohl eher unwahrscheinlich ist.
Weitaus größeres Potenzial für Änderungen im Dienstwagensektor dürfte jedoch die in letzter Zeit gesellschaftlich stark zunehmende Beschäftigung mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben. Die Politik ist einen ersten Schritt gegangen, um die Verbreitung von E-Mobilität in diesem Bereich zu fördern. Seit Anfang des Jahres 2019 müssen E-Dienstwagen, die auch privat genutzt werden, nur noch halb so hoch versteuert werden. Damit müssen diese Fahrzeuge nicht mehr mit einem Prozent des Listenpreises, sondern nur noch mit 0,5 Prozent pro Monat steuerlich geltend gemacht werden. Diese Regelung gilt mit Einschränkungen auch für Hybridautos. Ob diese Maßnahme zur erhofften Zunahme der E-Mobilität führt, bleibt abzuwarten. Belastbare Zahlen liegen bisher nicht dazu vor.
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