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Gehaltsprognose 2019: schwächeres Wachstum als im Vorjahr

Kategorie: Gehaltsanalysen
22.01.2019
Gehaltsprognose 2019

In dieser Prognose blicken wir auf die kommenden 12 Monate und betrachten dabei einzelne Aspekte der deutschen Wirtschaft. Im Vergleich zum Vorjahr gehen wir von einer leicht schwächeren Gehaltsentwicklung aus. Die Wirtschaftslage ist immer noch gut und der Arbeitsmarkt stabil. Grund zu Sorge gibt es demnach nicht, doch mit Euphorie und optimistischen Zukunftsaussichten halten sich Wirtschaftsexperten immer mehr zurück. Es stellt sich die Frage: Welche Entwicklung erleben wir bei Gehältern?

Gehaltssteigerung von bis zu 3,8 Prozent möglich

Der Nominallohn für Vollzeitbeschäftigte dürfte sich im Vergleich zum Vorjahr um 2,9 bis 3,8 Prozent erhöhen. Die Entwicklung ist damit etwas schwächer als 2018 (3,2 bis 4,4 Prozent). Laut Statistischem Bundesamt betrug der Nominallohnzuwachs für Fachkräfte im dritten Quartal 2018 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. 2,7 Prozent waren es im ersten und 2,5 Prozent im zweiten Quartal (Vgl. Statistisches Bundesamt, 2018, S. 33).

Unsere Messungen fallen in der Regel volatiler aus als die, die vom Statistischen Bundesamt herausgegeben werden. Dies hat folgenden Hintergrund: Das Bundesamt erfasst Gehälter nur bis zur Sozialversicherungsgrenze – im Zuge unserer Untersuchung berücksichtigt Compensation Partner hingegen die Daten auf dem gesamten Markt. Die Gehälter darüber steigen in Boomzeiten stärker und geben in Krisenzeiten stärker nach. Wir erwarten zwar für 2019 ein geringeres Wachstum als 2019, aber da die Löhne sich gegenüber dem Wirtschaftswachstum verzögert entwickeln, dürften sie über der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) liegen.

Inflationsrate steigt auf 1,9 Prozent

Was am Ende vom Gehaltswachstum übrig bleibt, zeigt uns die Inflationsrate. Sie steigt kontinuierlich und im Oktober 2018 lag sie bei 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahresdurchschnitt 2018 wird sie voraussichtlich bei 1,9 Prozent liegen, heißt es beim Statistischen Bundesamt (Destatis, Pressemitteilung vom 28.12.2018). Für 2019 dürfte sie einen ähnlichen Wert erreichen. Dies führt zu einem Wachstum des Reallohns von 1,0 bis 1,9 Prozent.

Das Bruttoinlandsprodukt soll um 1,0 Prozent wachsen

Wirtschaftsforscher prognostizieren für das 2019 eine positive Entwicklung des BIP. Vergangenes Jahr erreichte Deutschland 1,6 Prozent und für die nächsten 12 Monate gehen Experten von einer leicht schwächeren Entwicklung aus. Noch zu Beginn des Jahres war von 1,8 Prozent Wachstum die Rede, doch im vierten Quartal 2018 haben Forschungsinstitute ihre Prognosen nach unten korrigiert. Die Gründe hierfür sind vor allem der Exportrückgang und die Abgaskrise der Automobilindustrie (Vgl. Zeit Online, 14.11.2018).

Die Wirtschaftsweisen in Deutschland gehen seit Ende 2018 von einem BIP-Wachstum in Höhe von 1,6 Prozent aus, während das Bundesamt mit 1,8 Prozent weiterhin optimistisch bleibt (Vgl. Wirtschaftswoche vom 7.11.2018). Auch die Deutsche Bank geht von einer Verlangsamung der Wirtschaft aus, eine „harte Landung“ werde es jedoch nicht geben (Vgl. Deutsche Bank Research, 2018).

Update: Ab dem 30. Januar 2019 geht die Regierung nur noch von 1,0 Prozent aus!

Beispiel: Automobilindustrie und die Folgen der Abgasaffäre

Seit einigen Jahren steht die Automobilindustrie im Fokus der Berichterstattung. Die Krise um den Volkswagen-Konzern und die Diesel-Abgaswerte könnte sich in diesem Jahr auch in Gehältern und der Personalpolitik bemerkbar machen. Laut dem Verband der Automobilindustrie erlebte die Branche in 2018 (Stand: November 2018) einen Produktionsrückgang von neun Prozent. Auch der Export ging im Vergleich zum Vorjahr 2017 um acht Prozent zurück (Vgl. VDA, 2018).

Zwar verzeichnet die Automobilbranche nach wie vor hohe Umsätze mit einer positiven Entwicklung, doch bei den Gewinnen erlebt sie einen Dämpfer. „Die Gewinnspanne der Autobauer ist auf den niedrigsten Stand seit der Finanzkrise gerutscht“, berichtet Roman Tyborski im Handelsblatt (Tyborski, 2018). Dies könnte sich auf zukünftige Investitionen im Personal und die gesamte Gehaltspolitik auswirken.

Budgets für Lohnanpassungen werden kleiner

Wie sich diese Entwicklung tatsächlich auf die Gehälter auswirkt, bleibt natürlich abzuwarten. Doch ein Produktionsrückgang von neun Prozent trifft die Branche hart. Neben den großen Autobauern sind davon viele kleinere und mittelständische Zulieferbetriebe betroffen, die sich nun unter Umständen auf eine schwierigere Auftragslage einstellen müssen. Diese Situation gepaart mit einem für Personalchefs fordernden Arbeitsmarkt, auf dem Fachkräfte nur schwer zu bekommen sind, macht es Unternehmen nicht einfach. Die Budgetöpfe für Gehaltsanpassungen müssten einerseits geringer kalkuliert werden, aber für Neueinstellungen und die innerbetriebliche Gehaltshygiene werden sie dagegen größer werden müssen, um attraktive Anreize für die Mitarbeiterbindung und für Rekrutierung zu schaffen.

Hochphase für Headhunter und Jobbörsen beginnt

Durch die dennoch positive Entwicklung der gesamtdeutschen Wirtschaft gehen wir weiterhin von einer sehr positiven Gehaltsentwicklung aus. Nur gilt dies längst nicht für alle Branchen und berührt kaum das kräftige Ringen um Top-Fachkräfte auf dem Markt – denn diese werden trotz sämtlicher Prognosen mit hohen Gehaltsvorstellungen in die Gespräche gehen.

Bei einer Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent und einer steigenden Anzahl unbesetzter Stellen befinden sich ausgebildete Fachkräfte sowie Spezialisten in einer vorteilhaften Situation. Immer schwieriger wird es demnach aus Unternehmenssicht, an geschultes und erfahrenes Personal zu kommen. Eine Hochphase für Personalberater, Headhunter und Jobbörsen beginnt.

Die Folge: Kosten für das Recruiting werden im Jahr 2019 steigen, darauf müssen sich Unternehmen einstellen.

Hamburg, 22. Januar 2019

Verwendete Quellen

Statistisches Bundesamt (Destatis), Pressemitteilung Nr. 518 vom 28.12.2018 „Verbraucherpreise im Dezember 2018 voraussichtlich um 1,7 % höher als im Dezember 2017“. Online: https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2018/12/PD18_518_611.html (Zugriff am: 08.01.2019).

Deutsche Bank Research, Ausblick Deutschland: „Ausblick 2019, Verlangsamung, aber keine harte Landung", 13.12.2018. Online: https://www.dbresearch.de/PROD/RPS_DE-PROD/PROD0000000000483307/Ausblick_2019%3A_Verlangsamung%2C_aber_keine_harte_Lan.pdf (Zugriff am: 04.01.2019).

Statistisches Bundesamt (Destatis): „Verdienste und Arbeitskosten, Reallohnindex und Nominallohnindex", Wiesbaden 2018, Online: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/VerdiensteArbeitskosten/ReallohnNetto/ReallohnindexPDF_5623209.pdf?__blob=publicationFile (Zugriff am 04.01.2019).

Tyborski, Roman / Handelsblatt vom 27.11.2018: „Verschlafener E-Trend und Dieselkrise – Gewinne der deutschen Autobauer sinken“. Online: https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/ey-studie-verschlafener-e-trend-und-dieselkrise-gewinne-der-deutschen-autobauer-sinken/23686500.html?ticket=ST-236370-eTDZJWvbwK252ZuxscvT-ap6 (Zugriff am: 04.01.2019).

Verband der Automobilindustrie (VDA): „Deutscher Pkw-Markt geht im November zurück“. In: https://www.vda.de/de/presse/Pressemeldungen/20181204-deutscher-pkw-markt-geht-im-November-zur-ck.html (Zugriff am: 04.01.2019).

Wirtschaftswoche vom 07.11.2018: "Wirtschaftsweise senken Wachstumsprognose deutlich", Online: https://www.wiwo.de/politik/deutschland/nur-noch-1-6-prozent-wirtschaftsweise-senken-wachstumsprognose-deutlich/23588504.html (Zugriff am: 04.01.2019).

Zeit Online vom 14.11.2018: „Deutsche Wirtschaftsleistung sinkt erstmals seit 2015“, Online: https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-11/statistisches-bundesamt-bip-rueckgang-konjunktur-deutschland (Zugriff am: 04.01.2019).

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